
WE ARE ALL ONE BEING
Worum es geht …
Es ist schon längst nicht mehr fünf vor zwölf. Es ist schon fast zu spät. Das Klima erhitzt sich, Tiere sterben aus, Ressourcen werden knapp, die Meere sind vermüllt und die Luft verdreckt. Die Natur ist erschöpft, die Erde leidet. Und die Menschen leiden auch. Nicht nur unter Gewalt und Krieg, Krankheit und Schmerz, Armut und Hunger. Wir leiden unter Vereinzelung, Entwurzelung und Entfremdung, wir leiden am Mangel, aber auch am Überfluss. Unsere Seele sehnt sich danach, aus unserer kollektiven Trance zu erwachen.
Wenn es still in uns wird, erinnert unser Herz, was wir wussten,
bevor der Mensch sich die Natur untertan machte
und Männer sich über das Weibliche stellten,
bevor Völker kolonialisiert und alte Kulturen zerstört wurden,
bevor Konkurrenz wichtiger wurde als Kooperation,
Geldschöpfung abgekoppelt von der Wertschöpfung
und Wissenschaft ignorant gegenüber altem Wissen,
bevor die Mächtigen sich über das Volk stellten,
der Klerus über die Glaubenden und eine Religion über die andere:
Alles Leben hat einen gemeinsamen Ursprung und wird aus der gleichen Quelle genährt. Es gibt viele Namen für diese Quelle, für die Kraft, die das Leben antreibt und erhält, die alle Farben, alle Formen, alle Schwingungen, alles Wissen und alle Möglichkeiten in sich trägt und alles, was existiert, miteinander verbindet. Alles lebt in dieser Kraft wie in einem einzigen Organismus, in dem jede Zelle ihre spezielle Aufgabe hat und mit dem Ganzen interagiert. Alles, was ist, schwingt in einem immerwährenden Tanz der großen Kraft des Lebens.
Der Zustand unserer Welt zeigt, dass viele Menschen den Rhythmus dieses Tanzes verlernt haben und das Leben aus dem Takt bringen. Wir haben vergessen, welche Verantwortung wir als Mitschöpfer tragen. Wir haben ausgeblendet, dass alles, was wir denken und tun, sich auf das Leben auswirkt und wieder auf uns zurückfällt. Ohne Weitblick haben wir erschaffen und dabei viel zerstört.
Wollen wir in die Geschichte der Evolution eingehen als der Parasit, der seinen Wirt zerstört hat? Als das Krebsgeschwür dieser Welt, das verlernt hat, im Gleichgewicht mit dem gesamten Organismus zu leben, das seinem Wachstumsimpuls nicht mehr bremsen kann und alles überwuchert, bis es sich selbst die Lebensgrundlage entzogen hat?
Wir sitzen alle in einem Boot und dieses Boot steuert gerade auf den Abgrund zu. Wenn wir das Ruder noch einmal herumreißen wollen, dann müssen wir jetzt handeln. Für diese Kehrtwende bleiben uns noch ungefähr 10 Jahre. Wir brauchen dafür innovative und nachhaltige Technologien und den Verzicht auf Überflüssiges. Vor allem aber brauchen wir Verbindung: Zu uns selbst und unseren Mitmenschen, zur Natur und allen Mitgeschöpfen, zur Quelle der Kraft und zum Wissen, das wir einmal hatten und wieder finden können. Wir können einander die Hand reichen und uns gemeinsam auf den Weg machen als das, was wir sind: ONE BEING
Noch mehr Gedanken zum Thema …
WIRTSCHAFT & RESSOURCEN
Unser kapitalistisches Wertesystem basiert auf Konkurrenz und Gewinnmaximierung, fast immer zu Lasten von Mensch und Natur. Unsere Wirtschaft geht verschwenderisch mit Energie und wertvollen Ressourcen um und kümmert sich um die umweltfreundliche Entsorgung ihrer Hinterlassenschaften allenfalls, wenn sie dazu gezwungen wird. Folgeschäden sind in unsere Konsumgüter nicht eingepreist und werden deshalb gerne vergessen. Wir verschiffen unseren Müll in Entwicklungsländer und schönen so unsere Ökobilanz.
Die Industrienationen beuten Bodenschätze in aller Welt aus und teilen mit den Ärmsten gern, was hier nicht mehr gebraucht wird: So werden z.B. in Afrika durch unsere Exporte von Altkleidern und billigen Hühnerkarkassen Märkte für einheimische Produktion zerstört.
Globale Wirtschaftskreisläufe erzeugen unnötig lange Lieferwege und damit eine immense Energieverschwendung und vermeidbare CO2-Belastungen. Das weltweite Bevölkerungswachstum führt dazu, dass immer mehr Menschen Nahrung und Wohnraum brauchen. Obwohl schon in den 1970er Jahren berechnet wurde, dass bei gleichbleibendem Wachstum von Weltbevölkerung und Wirtschaft in einer Welt endlicher Ressourcen bereits in der ersten Hälfte des 21. Jahrhunderts Kipp-Punkte erreicht werden, setzen wir noch immer auf wirtschaftliches Wachstum. Täglich werden riesige Flächen zugebaut und Rohstoffe aus der Erde geholt, die Meere werden leergefischt und immer mehr Wald fällt der Nahrungs- und Energieproduktion zum Opfer.
Die Ernährungsgewohnheiten unserer Überflussgesellschaft heizen den Klimawandel an und schädigen die Umwelt. Kühe stoßen klimaschädliches Methangas aus, Schweinegülle erhöht die Nitritwerte in unseren Böden und verunreinigt unser Grundwasser, für den Anbau von Tierfutter wird Regenwald gerodet. Die aufgeheizte Atmosphäre lässt die Polkappen schmelzen, uns steht das Wasser bald bis zum Hals.
Das alles sind nur ein paar wenige Beispiele einer langen Liste unökologischen und unfairen Verhaltens. Es gibt zukunftsweisende Ansätze für faire, umwelt- und rohstoffschonende Produktions- und Lebensweisen, aber es passiert noch zu wenig und die Veränderung ist zu träge.
LEBENSWEISE
Wettbewerb und Erfolgsstreben erstrecken sich in unserer Gesellschaft nicht nur auf wirtschaftliche Zusammenhänge. Von klein auf lernen wir, miteinander in Konkurrenz um die oberen Plätze auf der gesellschaftlichen Erfolgsleiter zu treten und die eroberte Position ohne Rücksicht auf Schwächere zu verteidigen. Wir verletzen die Grenzen unserer Mitgeschöpfe (wie ein Staat die Grenzen seines Nachbarn, was uns gerade wieder schmerzlich vor Auge geführt wird) und führen auf diese Weise auch in unseren Gesellschaften Krieg. Wir kämpfen fortwährend: um Anerkennung, um Einfluss, für unsere Meinung und um die Liebe, wir kämpfen für die Umwelt und für Gerechtigkeit. Wir kämpfen sogar für den Frieden.
Wer einmal beobachtet hat, wie verbissen manche Eltern ihre Kinder beim Fußballturnier zum Kampf anfeuern, kann erahnen, wie tief dieser Wettbewerbsdruck in unserer Gesellschaft verankert ist. Auf dem Fußballplatz geht es längst nicht mehr um ein spielerisches Kräftemessen zweier Mannschaften, sondern darum, zu siegen und sich einen Platz unter den besten Spielern innerhalb der Mannschaft zu erkämpfen.
Anerkennung und Einfluss sind der persönliche Lohn für diesen Kampf, Statussymbole und Auszeichnungen dokumentieren unseren wirtschaftlichen Erfolg nach außen. Je höher die erreichte Position, desto größer wird der Aufwand, sie zu behaupten und zu verbessern. Dazu vergleichen wir uns unablässig mit anderen und wollen zumindest innerhalb unserer gesellschaftlichen Gruppe aufsteigen.
Wir optimieren unsere Leistung sogar dort, wo es nicht um Haben, sondern um Sein geht. Dann wird aus der Ehe eine Erfolgsstory, Yoga, Meditation oder Mentaltraining werden zur Leistungsteigerung eingesetzt. Wir wetteifern nicht nur darum, wer reicher, schöner und schlauer ist, sondern auch darum, wer achtsamer, reifer und in seiner spirituellen Entwicklung »weiter« ist. Das Individuum, das hauptsächlich an der eigenen Vervollkommenung orientiert ist statt an der Entwicklung der Gemeinschaft, wird zum sich selbst optimierenden Einzelkämpfer.
So strampeln wir uns in einem Hamsterrad der Selbstoptimierung ab, bis in die intimsten Bereiche ihres Lebens hinein. Das gilt für die Wahl der passenden Freunde oder des idealen Lebenspartners ebenso wie für die Förderung des Nachwuchses, der dem Bild seiner Eltern entsprechen soll und nicht aus dem Rahmen fallen darf.
Diese Anstrengungen, seine Position zu behaupten und den eigenen Wert zu steigern, die wir spätestens in unseren herkömmlichen Schulsystemen verinnerlichen, sind nicht nur zutiefst erschöpfend und führen häufig in die Depression oder den sogenannten Burn-out. Sie erschweren es auch, uns als Gemeinschaftswesen wahrzunehmen und im Sinne der Gemeinschaft zu handeln. Wie eine Krebszelle, die ihr eigenes Wachstum über ihre Funktion im Gesamtorganismus stellt, interagieren wir mit der Gemeinschaft nur noch dort, wo es einen Nutzen für uns selbst verspricht. Wir übersehen dabei, dass dieser Organismus unsere Lebensgrundlage ist. Natürlich ist mit wir nicht jeder gemeint 😉
Unsere Städte sind Ausdruck und Katalysator dieser Lebenshaltung. Mittlerweile leben mehr als ein Drittel der Menschen in den Industriegesellschaften als Singles in Wohnungen, die früher ganze Familien beherbegt haben. Familien befriedigen ihren Platzbedarf in neugebauten Einfamilienhaussiedlungen am Stadtrand. So wachsen auch unsere Städte wie Krebsgeschwüre in die Landschaft hinein.
RÜCKBINDUNG
Der Preis, den wir für unsere Individualisierung zahlen, ist Vereinzelung und Abspaltung. Wir fühlen uns immer seltener sinnvoll eingebettet in ein Ganzes, wir verlieren die Rückbindung an unseren Ursprung und die natürlichen Kreisläufe. Unser Leben wird ärmer an unmittelbaren Erfahrungen, an Ruhe und Bedeutung.
An deren Stelle treten Konsum, Medien, Urlaub, Drogen oder Arbeit als Ersatzbefriedigungen für ein verbundenes, sinnerfülltes Leben. Um uns den teuren Erholungsurlaub zu leisten, müssen wir noch mehr Leistung erbringen. Diese Leistung ist nur selten erfüllend und selbstbestimmt, meist ist die Arbeit, die wir verrichten, arbeitsteilig aufgespalten und manchmal sinnentleert. Und so lechzen wir anschließend wieder nach Ablenkung und Belohnung in Form von Genuss und Rausch.
Nach und nach entfremden wir uns weiter voneinander und von der Natur. Unser Hunger nach Unmittelbarkeit, nach wirklicher Begegnung mit Mensch und Natur wird immer weniger gestillt, wir sehnen uns nach etwas Tieferem, Sinnhafterem. Unzufriedenheit macht sich in uns breit. Wir begeben uns auf die Suche, legen dieser Suche aber dieselben leistungsorientierten Prinzipien zugrunde wie unserem Leben.
Das, wonach wir uns sehnen, lässt sich aber nicht finden. Es ist längst da. Es liegt in uns und in der Verbindung zum Leben.
Leider hat die Institutionalisierung des Glaubens seit Jahrtausenden dazu geführt, dass sich weltliche Vermittler zwischen uns und den Zugang zur Quelle schieben. Im Namen Gottes haben religiöse Führer Regeln aufgestellt, die der natürlichen Ordnung des Lebens zum Teil zuwiderlaufen, haben Kriege angezettelt und andere Formen des Glaubens bekämpft. Es war und ist eines der größten Verbrechen vieler Weltreligionen, dass sie im Namen Gottes andere Kulturen überfallen und ihnen ihr Wertesystem aufgezwungen haben. Damit haben sie vielen indigenen Völkern großes Leid zugefügt und uns von einer wichtigen Quelle der Weisheit abgeschnitten.
ANFÄNGE DER VERÄNDERUNG
Immer mehr Menschen erkennen, dass unsere Art zu leben selbstzerstörerisch und lebensfeindlich ist. Wir fangen an, die ungeschriebenen Gesetze der Konkurrenz und des grenzenlosen Wachstums zu hinterfragen, wir erlernen friedlichere Wege der Kommunikation und des Zusammenlebens, bemühen uns um Gleichberechtigung und Toleranz. Viele entdecken eine Spiritualität jenseits der etablierten Religionen oder versuchen, die Kirche zu reformieren. Immer mehr Menschen engagieren sich für Frieden und Naturschutz, ernähren sich vegetarisch oder vegan, steigen auf‘s Fahrrad oder E-Autos um.
Das Wachstum der Weltbevölkerung verlangsamt sich dank besserer Gesundheitsvorsorge und wirtschaftlicher Entwicklung, der Lebensstandard steigt fast überall in der Welt kontinuierlich an, eine Entwicklung, die zumindest in den Industrienationen im Sinne der Klima- und Verteilungsgerechtigkeit zurückgeschraubt werden müsste. Nachhaltige Energiequellen werden ausgebaut, können den Energiehunger der sich entwickelnden Welt aber bei Weitem noch nicht kompensieren. Es gibt noch viel zu tun und die Zeit wird knapp.
SO VIEL MEHR IST NÖTIG
Für die nötigen Veränderungen bedarf es einer gewaltigen Kraftanstrengung. Je mehr Menschen bereit sind, diese Veränderung gemeinsam anzustoßen, desto wahrscheinlicher wird der Wandel gelingen.
Wir brauchen nicht nur mehr Achtung vor der Natur und einen nachhaltigen Umgang mit Ressourcen, neue saubere Energiequellen und andere Ernährungsformen. Was wir vor allem entwickeln müssen, ist Mitgefühl und Verbundenheit, Solidarität und die Bereitschaft zu teilen, Toleranz und neue Wege der Entscheidungsfindung. Um mehr Verteilungsgerechtigkeit zu schaffen, wird Reduktion und freiwilliger Verzicht wird zumindest in den Überflussgesellschaften unabdingbar sein.
Es geht nicht mehr nur um uns, um unseren Erfolg, unser Glück, unseren Kummer, unseren Lustgewinn. Es geht um alles. Um die Natur, um die Tiere, um die Menschheit, um den »Organismus Erde«, auf den wir angewiesen sind. Es tut not, uns als Teil dieses Organismus zu begreifen und Verantwortung als Mitschöpfer zu übernehmen.
Freiwilliger Verzicht muss nicht Askese bedeuten, Selbstbestimmung braucht nicht für die Gemeinschaft aufgegeben werden. Aber wir müssen die Balance wiederfinden, das Gleichgewicht zwischen Egoismus und Altruismus, zwischen unserem Wohl und dem der Gemeinschaft, zwischen Natur und Mensch.
Ich persönlich glaube, dass wir alle hier sind, um diesen Wandel in die Wege zu leiten. Wir stehen am Scheideweg und müssen dringend etwas ändern. Immer mehr Menschen verstehen, dass es schlicht um unser Überleben geht. Wenn wir nicht handeln, werden wir unseres Nachkommen und unseren Mitgeschöpfen die Lebenssgrundlage entziehen.
Wie dringend wir ein neues Miteinander brauchen, hat uns auch die Corona-Krise gezeigt: Wie wichtig es ist bzw. wäre, wissenschaftliche Erkenntnisse und Entwicklungen weltweit zu teilen. Es war und ist gut, einander mit Vorsicht vor Ansteckung schützen, damit nicht unnötig Menschen sterben und Pflegekräfte ihre Arbeit schweren Herzens aufgeben, weil sie zu lange über ihre Belastungsgrenze hinausgegangen sind. Und es ist längst überfällig, dass die Menschen, die täglich für unsere Gemeinwohl arbeiten – Kranken- und AltenpflegerInnen, PolizistInnen, VerkäuferInnen, Reinigungskräfte etc. – nicht nur anständig dafür bezahlt werden, sondern auch eine angemessene Wertschätzung dafür erfahren.
Die allermeisten von uns wissen, was auf dem Spiel steht und wie rasch und entschieden wir unser Leben verändern müssen, wenn wir die Schönheit dieser Welt und unsere Existenzgrundlage erhalten wollen. Und doch bleiben die meisten Menschen mehr oder weniger in ihren Gewohnheiten, ihren Ängsten und einer jahrhunderte lang währenden Trance gefangen. Weil wir den Einfluss des Einzelnen auf das große Ganze unterschätzen, verharren wir zu oft in Trägheit oder schieben die Verantwortung auf die Regierung oder die Wirtschaft.
Sicherlich lässt die Konzentration von Kapital und Macht in den Händen weniger Konzerne den Einfluss unserer Regierungen schrumpfen. Unsere Zins- und Zinseszins-System und Turbofinanztransaktionen führen zu einer Abkopplung von Kapitalbildung und Wirtschaftsleistung. Das verschärft die Schere zwischen Armen und Reichen und führt zu immer mehr Chancen- und Bildungsdivergenz. Dabei bräuchten wir dringend mündige und medienkompetente Bürger, die gelernt haben, sich umfassend zu informieren und im Austausch mit Andersdenkenden eine Meinung zu bilden.
Nicht selten beharren wir stattdessen auf althergebrachte Überzeugungen, spielen wissenschaftliche Erkenntnis und Erfahrungswissen gegeneinander aus oder versteifen uns auf Meinungen, die sich jeglicher Diskussion entziehen. So beschränken wir unsere Bemühungen, die Welt zu retten, auf die jeweilige Lebensanschauung statt zusammen an Lösungen zu arbeiten.
Digitale Filterblasen verschärfen die Tendenz, den eigenen Blickwinkel zu bekräftigen und andere Sichtweisen auszublenden. Wir haben nicht gelernt, fair und geduldig zu diskutieren und gemeinsam Entscheidungen zu finden. Uns fehlen Vorbilder dafür, wie eine Konsensgesellschaft im großen Rahmen funktionieren könnte.
Individualisierung und Vereinzelung verstärken die Neigung zur Nabelschau und Konzentration auf die eigenen Probleme und Ziele, die Abschottung in Gruppen Gleichgesinnter macht es schwer, über die Grenzen der eigenen Familie oder Gemeinschaft hinauszudenken und ein Gemeinschaftsgefühl mit allen Lebewesen zu entwickeln. Dahinter stehen nicht selten archaische Ängste und von den Ahnen übernommene Traumata aus einer schier endlosen Folge von Krieg, Vertreibung und Kolonisierung, die darauf warten, gesehen und geheilt zu werden. Häufig spiegeln unsere persönlichen Dramen und Verletzungen diese übernommenen Traumata und sind schwer voneinander zu trennen.
Auch mitten durch unsere intimsten Beziehungen zieht sich die tiefe Kluft jahrhundertelanger Unterdrückung des Weiblichen durch das Männliche, die in vielen weiblichen Ahnenlinien als tiefsitzende Enttäuschung und Verachtung Männern gegenüber spürbar ist. Die Abwertung weiblicher Qualitäten wie Intuition, Erdverbundenheit und Mitgefühl hat unsere Gesellschaft maßgeblich zu dem gemacht, was wir heute sehen. Die Angst der Männer vor der Kraft des Weiblichen und die von Generation zu Generation weitergereichte Verletzung und Wut der Frauen verhindert noch immer eine fruchtbare synergetische Verbindung von Mann und Frau.
Unser zivilisiertes Leben in Städten oder Siedlungen erschwert es, eine tiefe Beziehung mit der Natur einzugehen und fördert unsere Illusion, wir könnten die Natur beherrschbar machen. Wenn Kinder glauben, dass es lila Kühe gibt, dann zeigt das plakativ das Ausmaß unserer Entfernung von der Natur. Wenn Kommunen ihre Wasserversorgung an internationale Konzerne outsourcen ist das ein untrügliches Zeichen dafür, wie weit wir auf gesellschaftlicher Ebene die Sorge um unsere natürlichen Existenzgrundlagen aus der Hand gegeben haben.
Nicht zuletzt lauert irgendwo in uns ein innerer Schweinhund, der Veränderung gern aus dem Weg geht und oft überzeugende Argumente für den bequemeren Weg hat. Aber selbst bei denen, die seinem Einfluss widerstehen, die sich unermüdlich für Umweltschutz, Frieden und Gerechtigkeit engagieren, die achtsam und nachhaltig leben, schleichen sich manchmal Erschöpfung oder Verzweiflung ein und ein großer Frust darüber, dass es so langsam vorwärts geht.
ALTES WISSEN
In einigen Kulturen ist das überlieferte Wissen über die Kräfte, die im Tanz des Lebens wirksam sind, noch lebendig geblieben. Ich habe gerade ein wunderbares Buch gelesen, das ich jedem ans Herz legen möchte. Sherri Mitchell hat es geschrieben und teilt darin mit uns indigene Weisungen zur Heilung der Welt.
Neuere spirituelle Ansätze beziehen sich häufig auf dieses Wissen und entwickeln es weiter. Seit vielen, vielen Jahren beschäftige ich mich mit schamanischen Traditionen und Heilmethoden, mit Meditation und Ritualen. Ich hatte wunderbare Lehrer, habe einen Haufen erhellende Bücher gelesen, großartige Ausbildungen gemacht und Seminare besucht, die mich tief bewegt und verändert haben. Dafür bin ich unendlich dankbar.
Bei allem, was ich gelernt habe, war mir immer wichtig, das Gelernte mit meiner eigenen Intuition weiter zu entfalten und meinen »direkten Draht« zur Kraft des Lebens zu vertiefen. Für mich als Europäerin fühlt es sich nur bedingt stimmig an, Zeremonien indigener Kulturen 1:1 zu übernehmen und die Gottheiten der Buddhisten bleiben mir persönlich weitgehend fremd. Micheal Harner, der Begründer der »Foundation for Shamanic Studies«, hat deshalb den Kern dessen, was alle schamanischen Kulturen gemeinsam haben, beschrieben und gelehrt. Ich selbst habe diesen »Core-Schamanismus« gelernt und in meiner Arbeit eigene Strukturen, Rituale und Zeremonien entwickelt, die für mich stimmiger sind.
Dazu möchte ich jeden ermuntern. Es ist wichtig, den eigenen Impulsen zu folgen. Wenn jede*r aus den Quellen schöpft, mit denen seine Seele verbunden ist statt Anleitungen zu befolgen, die von anderen gemacht wurden, wächst die Vielfalt an Ideen und Impulsen. Im Austausch kann dann Zusammenschau geschehen, können gemeinsam innovative Wege entwickelt werden.
Trotzdem bleibt das alte Wissen der Naturreligionen, der keltischen, sibirischen und indigenen Traditionen von unschätzbarem Wert und eine unverzichtbare Richtschnur, wenn wir die Welt wieder ins Gleichgewicht bringen möchten und mit der Natur in Einklang leben.
PERSÖNLICHE ENTWICKLUNG
Der sicherste Weg, etwas zu verändern, ist immer, bei sich selbst damit anzufangen. Eine wichtige Grundlage für jede Veränderung ist es, eine Bestandsaufnahme zu machen, die persönlichen Prägungen, Ängste und Bedürfnisse kennenzulernen und sich des eigenen Verhaltens bewusst zu werden: Wo agiere ich aus alten Verletzungen heraus? Welche traumatischen Erfahrungen gehören zu mir und welche sind systemischer oder kollektiver Natur? Was kann ich mir oder anderen nicht vergeben? Wo und wie sabotiere ich mich selbst? Bin ich mit mir selbst so liebevoll wie ich es von anderen erwarte?
Es gibt viele Wege, alte Verletzungen zu verarbeiten und überholte, blockierende Prägungen zu verändern. Klassische Therapieansätze sind gut, können aber sinnvoll durch körper- und hypnotherapeutische Ansätze, systemische Familien- und Traumaarbeit und naturheilkundliche Methoden ergänzt werden. Da all unsere Erfahrungen im Körper gespeichert werden, kann eine Körpertherapie die Ausweichmanöver des Intellekts wirkungsvoll umgehen, uns mit verdrängten Gefühlen in Kontakt bringen und deren Energie befreien. In der Arbeit mit dem Unterbewusstsein können tiefsitzende Glaubensmuster und Überzeugungen, die uns jenseits des Verstehens steuern, schnell und zuverlässig verändert werden. Systemische Prozesse sind in der Lage, familiäre Verstrickungen und übernommene Traumata ans Licht und in ihre natürliche Ordnung zu bringen. Schamanische Methoden stellen die Seele und die Kräfte des Lebens in den Mittelpunkt des Heilungsprozesses und verbinden uns wieder mit unserer Lebenskraft. Vergebungsarbeit und die Integration von Animus und Anima führen zu mehr Frieden in mir selbst und im Kontakt mit anderen.
Auf dem Weg der eigenen Heilung wir es zunehmend leichter, meine (selbstschützenden) Grenzen zu erweitern, Toleranz zu leben, gewaltfrei zu kommunizieren und Gemeinschaft zu genießen. Um mein Bewusstsein stetig zu weiten und meine Lebensenergie zu erhalten, helfen regelmäßig ausgeführte Rituale wie Meditation, Entschleunigung und Entgiftung (körperliches und mediales Fasten), Bewegung und vor allem eine tiefe Verbindung zur Natur und zur Quelle allen Lebens.
Je mehr wir mit uns selbst in Frieden sind und in unsere Kraft kommen, desto stärker wird der Impuls, über das eigene Ich hinauszuwachsen und für das Ganze tätig zu werden. Dann wird es wichtig zu erkennen, wie ich meine Talente entwickeln und am sinnvollsten für die Gemeinschaft einsetzen kann.
Ist es meine Gabe, Menschen auf ihrem Weg der Heilung und Entwicklung zu unterstützen?
Möchte ich mich in der Friedensarbeit oder als Umweltaktivist engagieren?
Bin ich eine Praktiker:in, die anderen vorlebt, wie das Wirtschaften mit minimalem ökologischen Fußabdruck funktioniert?
Oder bin ich die Visionär:in, die »out of the box« denken und etwas gänzlich Neues erfinden kann?
Bin ich die Techniker:in oder Praktiker:in, der dafür handfeste Lösungen findet?
Oder kann ich mit meinen Worten oder meiner Kunst das Herz der Menschen berühren?
Will ich mich politisch engagieren oder eher im zwischenmenschlichen Bereich?
Das Feld der Möglichkeiten ist unbegrenzt. Jeder Einzelne kann bei sich selbst anfangen und sich gesellschaftlich engagieren. Mit jeder Kaufentscheidung kann ich einem Unternehmen Rückmeldung geben, mit meinen Geldanlagen und Investitionen sowieso.
VERBINDUNG
Jeder Einzelne kann viel erreichen, gemeinsam erreichen wir mehr. Für die Größe und Vielzahl der Aufgaben, die vor uns liegen, brauchen wir die Kraft der Gemeinschaft. Wir können uns gegenseitig motivieren und inspirieren, uns immer wieder ermutigen, uns vernetzen und Synergien nutzen. Wir können miteinander im Gespräch bleiben und konstruktiv um Lösungen ringen. Gemeinsam haben wir mehr Gewicht und können mehr erreichen. Wir können auf die Straße gehen und laut unsere Meinung kundtun.
Für den Wandel, der vor uns liegt, brauchen wir mehr Gemeinschaft, eine bessere Kommunikationskultur und Offenheit für Neues, mehr Toleranz, mehr Mitgefühl und mehr Verantwortung. Naturschutz sollte unser oberstes Gebot sein, Land, Luft und Wasser müssen wieder allen gehören. Was immer wir tun, muss nachhaltig und global verträglich sein. Wir brauchen neue Demokratieformen, ein entwicklungsförderndes Bildungssystem, wirklich freie Forschung in alle Richtungen, eine Begrenzung von Geld- und Machtkonzentration, mehr Verteilungsgerechtigkeit und Chancengleichheit, damit alle Menschen an der Entwicklung von Gesundheit, Freiheit und Wohlstand teilhaben können, und, und, und ….
Um all das umzusetzen, brauchen wir vor allem ein tiefes Verständnis dafür, dass jede:r von uns mit allem, was ist, untrennbar verbunden ist. Zeit allein oder mit anderern in der Natur zu verbringen – in Stille und Achtsamkeit – nährt unser Gefühl für diese Verbundenheit. Im Alltag regelmäßig innezuhalten und uns dieser Verbindung bewusst zu werden, kann unsere Motivation und unser Durchhaltevermögen stärken.
Wir brauchen Wurzeln und Visionen. Woraus ziehst Du Deine Kraft, was ist Deine Vision und wofür willst Du Dich einsetzen?
Meine Vision ist eine Welt, in der jeder Mensch weiß, dass er mit allem verbunden ist und herausfindet, worin seine Aufgabe im Netz des Lebens besteht. Eine Menschheit, die in Kreisläufen denkt und über ihre eigene Lebensspanne hinaus die Schöpfung bewahrt. Wie die allermeisten Menschen wünsche auch ich mir ein Leben in Frieden, Freiheit und Fülle, in Liebe und Mitgefühl mit allen Geschöpfen und den Kräften der Natur.
Damit diese Vision Wirklichkeit werden kann, müssen wir als Menschheit einen gewaltigen Bewusstseinssprung bewältigen und einen großen Wandel vollziehen. Für mich ist ein wichtiger Schritt auf diesem Weg, auf allen Ebenen meines Seins zu erfassen, wie untrennbar ich mit allem, was ist, in Beziehung stehe. Jeder von uns ist Teil eines großen Organismus. Erst, wenn ein Großteil der Menschen das verinnerlicht hat, werden wir anfangen, wie ein Wesen, ONE BEING, zu fühlen und zu handeln.
So viel zu den Grundgedanken, die ich gesammelt habe. Vorschläge zur Ergänzung sind willkommen.
»Botschaften« aus der Stille …
Dies ist, was ich nach meiner Meditation am Neujahrstag 2021 in meine Rauhnacht-Kladde geschrieben habe:
Während der Meditation spüre ich eine starke liebevolle Präsenz im Raum, die ich als Christusenergie deute. Ich höre in der Stille eine Stimme, die sagt, dass ich eine neue Kirche gründen soll. Ich bitte darum, erst noch tiefer in die Meditation zu gehen, damit ich sicherer sein kann, dass nicht mein abgedrehtes Ego gesprochen hat.
Nach einer Weile fühle ich eine mächtige Energie an meiner rechten Seite. Als ich sage, dass ich mich von der Vorstellung völlig überfordert fühle, wiederholt die Stimme, ich solle einfach eine Gemeinschaft der Glaubenden versammeln.
Ich frage ihn: „Wie soll ich das machen?“
»Schreib meine Worte auf und verbreite sie.«
„Gibt es nicht schon genug Kirchen?“
»Die Kirchen, die es gibt, sind alle hierarchisch aufgebaut – ein Jahrhunderte altes Missverständnis.«
„Wie müsste denn eine echte Gemeinschaft von Gläubigen aussehen?“
»Gleichberechtigt, friedlich, vollkommen gewaltfrei, offen für alle religiösen Orientierungen, männlich und weiblich in Harmonie. Viele kleine Kreise, im Gebet zu einem großen Netz verbunden, keine Predigt, nur Stille, Gebet, Meditation, Gesang. Verbindung spüren, Wissen empfangen, Wunder möglich machen.«
„Welche Wunder?”
»Ihr erschafft Geld und vermehrt es ohne Probleme. Wieso kein Getreide, kein Protein? Es braucht Menschen, die bereit sind, in der Stille die Anleitungen dazu aus dem Feld der Möglichkeiten zu empfangen.«
Ich fühle mich nicht weniger überfordert. Aber auf einmal unglaublich warm und wohlig, eine riesige Energiewelle flutet mich.
»Ich werde dir alles noch einmal erläutern, eines nach dem anderen, ein neues Testament.«
Na, wenn’s weiter nichts ist, denke ich, und kann es nicht glauben. Ich weiß, dass ich für heute nicht mehr fassen kann und bedanke mich.
Ich habe mich eigentlich auf die Reise gemacht, um etwas für einen Klienten in Erfahrung zu bringen. Ich treffe meine Krafttiere an meinem Kraftplatz und überraschenderweise bitten sie mich, ihnen zunächst in den Wald zu folgen. An meinem inneren Reinigungsplatz, einem wunderschönen Teich mit einem Wasserfall, angekommen, stelle ich mit Entsetzen fest, dass das sonst kristallklare Wasser eine zähe, schlammige Brühe ist und der Wasserfall trockengefallen.
Ich bitte mein Krafttier auszukundschaften, warum das Wasser versiegt ist und es fordert mich auf, mit ihm zu fliegen. Auf dem Plateau oberhalb des Wasserfalls sind auch der Fluss und das Land ausgetrocknet, nur noch Wüste bis zum Horizont.
In der Ferne erkenne ich einen Kreis von Menschen. Wir kommen näher und dürfen den Kreis betreten, in dem weise Männer und Frauen verschiedener indigener Kulturen und drei meiner Ahnen versammelt sind. Noch immer schockiert von der Dürre frage ich, was mir das Bild der Wüste sagen soll, warum der Wasserfall meines Kraftortes versiegt ist und ob ich etwas versäumt hätte.
Ich erhalte die Antwort, dass sie meine Aufmerksamkeit haben wollten und Alarm schlagen. Noch sei die Entwicklung umkehrbar, aber wenn wir nicht SOFORT handelten, würden wir die Erde derart verwüsten.
Ich frage was zu tun sei. Rückverbindung ist die Antwort. Wir müssten uns unbedingt wieder mit der Erde und all ihren Wesen verbinden, ihren Herzschlag spüren, den Spirits lauschen.
Was ich persönlich machen könne? Jeden Tag in den Wald gehen, die Erde berühen, mit den Bäumen kommunizieren, in die Natur eintauchen, kleine Opfergaben mitbringen.
Mir wird eine Feder überreicht mit den Worten: »Vermittle den Menschen, wie wichtig Verbindung ist, wie sich mit Mutter Erde kommunizieren können und sich verbinden mit allem, was ist.«
Ich nehme die Feder und einen Umhang entgegen, fühle mich sehr geehrt, verbeuge und bedanke mich und verlasse den Kreis wieder.
Da beginnt das Land ganz langsam wieder zu blühen, die Wiesen werden grün, der Fluss führt wieder Wasser und das weite Tal ist von solcher Schönheit, dass mir die Tränen kommen. Ich bin tief berührt und sehr, sehr froh, dass auch der Wasserfall meinen Reinigungsteich wieder mit Wasser füllt. Ich lasse mich in die Tiefe des Teiches sinken, wo noch Morast ist, und bete.
Was ich noch vorhabe:
In den nächsten Schritten geht es weiter mit dem Konzept für > LIFE CIRCLES und den Inhalten für die Seite > CONNECTING